© Lech Majewski

Polnisches Kino in Halle: Wojaczek

Dienstag, 2.7.2024, 18.00 Uhr im Puschkino, Kardinal-Albrecht-Str. 6, 06108 Halle

Die Filmbiografie porträtiert die letzten Lebensjahre des Dichters Rafał Wojaczek (gespielt vom Lyriker Krzysztof Siwczyk), eines der prägnantesten Protagonisten der polnischen Lyrik der 1960er- und 1970er-Jahre. In seinem kurzen Leben, das unter nicht restlos aufgeklärten Umständen im Alter von 25 Jahren endete, veröffentlichte er nur zwei Geichtbände – „Sezon“ (Saison, 1969) und „Inna bajka“ (Eine andere Geschichte, 1970).

Doch nicht nur durch seine Dichtung, sondern auch durch seinen unkonventionellen Lebensstil machte Wojaczek – wie seine Vorbilder Hłasko und Rimbaud – auf sich aufmerksam. Er inszenierte sich als selbstzerstörerischer Exzentriker, exzessiver Alkoholiker und Grenzgänger, der auch mal ein Etablissement durchs geschlossene Fenster verließ, einen Garderobier an den Haken hängte oder aus dem Fenster sprang. Die Kompromisslosigkeit seines Lebensstils schlug sich auch in seinen Gedichten nieder, die sich naturalistisch und schnörkellos um Tod, Liebe und Körperlichkeit drehten und damit auch immer wieder bei der Zensur aneckten.

Lech Majewskis Annäherung an die legendäre Gestalt der polnischen Literatur, gedreht in nur zwölf Tagen und mit sehr begrenzten Budget, bewirkte eine Wojaczek-Renaissance. Seine Gedichte wurden neu aufgelegt und sogar einige bis dahin unveröffentlichte entdeckt. Auch für das Kulturinstitut der schlesischen Kleinstadt Mikołów, das sich damals in Wojaczeks Wohnung befand und wo große Teile des Films entstanden, war der Film ein wichtiger Impuls. Bis heute ist es als Buchverlag sowie Organisator von Veranstaltungen und einem Wojaczek-Poesiewettbewerb aktiv.

PL 1999, R: Lech Majewski, 89 min, OmeU

Einführung & Moderation: Lukas Vogel (Halle)

Diskussion: Anna Artwińska (Leipzig) / Johann Wiede (Berlin)

Termin: Dienstag, 2. Juli 2024, 18.00 Uhr
Ort: Puschkino, Kardinal-Albrecht-Str. 6, 06108 Halle