Blockseminare und Exkursionen des Masters Interdisziplinäre Polenstudien (Halle/Jena) nach Katowice, 1.-8. April und 4.-11. November 2022
Im Jahre 2022 fanden zwei Einführungsseminare des Masters Interdisziplinäre Polenstudien statt. Das erste wurde gleich zu Beginn des Sommersemesters durchgeführt. Die Gruppe fuhr in die Hauptstadt der polnischen Woiwodschaft Schlesien, Katowice. Unter dem Dachthema „Traditionen“ beschäftigten sich die TeilnehmerInnen mit unterschiedlichen interdisziplinären Aspekten: unter anderem mit dem Schlesischen als Sprache und Varietät im Gespräch mit dem Übersetzer Grzegorz Kulik, der Tradition der religiösen Praxis und mit der Laienbewegung in der katholischen Kirche in Polen im Gespräch mit dem Laienvertreter Aleksander Bańka und der Geschichte Oberschlesiens in ihrer literarischen und musealen Repräsentation im Schlesischen Museum.
Außerdem setzte sich die Gruppe mit der Tradition der polnischen Gastfreundschaft in Schlesien und der Lage der Flüchtlinge aus der Ukraine, die aus ihrem Land nach dem Ausbruch des Krieges fliehen mussten, auseinander. Auf einem Stadtrundgang durch Katowice, während eines Besuchs in der Kohlegrube „Wujek“ und hinter den Kulissen des Schlesischen Theaters lernten die StudentInnen und die DozentInnen die Stadt und ihre Traditionen von den unterschiedlichsten Seiten kennen. Bei Treffen mit WissenschaftlerInnen und Studierenden der Germanistik an der Schlesischen Universität wurde der deutsch-polnisch-schlesische Austausch erprobt.
Die Kooperation mit den Partner*innen vor Ort funktionierte sehr gut, spürbar war auch das Bedürfnis nach ihrer Fortsetzung auf beiden Seiten. Aus diesem Grund wurde entschieden auch das darauffolgende Einführungsseminar für die StudentInnen eines neuen Jahrgangs der Interdisziplinären Polenstudien und benachbarter Studiengänge noch ein Mal in Katowice stattfinden zu lassen. Dieses fand vom 4. bis zum 11. November 2022 statt.
Den thematischen Oberbegriff des Seminars bildete diesmal „Konfrontationen“, den sich v.a. an der historischen und gegenwärtigen Konfliktlinie zwischen Zagłębie und Górny Śląsk festmachte. Das Programm war auch diesmal bunt und vielseitig: Eingeführt in die Geschichte Oberschlesiens wurde die Gruppe mit einem Vortrag von Prof. Ryszard Kaczmarek von der Uniwersytet Śląski. Die Teilnehmer*innen des Seminars waren mit einem Besuch in Sosnowiec, u.a. zu Gast beim Institut für Germanistik, anschließend haben sie sich das Theaterstück „Środula" im Tear Zagłębia angeschaut. Die sprachwissenschaftliche Gruppe begab sich in die nähere Umgebung, um anhand von Interviews mit den Einwohner*innen das Schlesische zu untersuchen.
Darüber hinaus bekamen die TeilnehmerInnen des Seminars eine private Führung durch das Schlesische Theater/Teatr Śląski im Katowicer Stadtzentrum. Zudem gingen die Teilnehmenden des Theaterblocks der Geschichte der deutschen Direktoren des Teatr Śląski im. Stanisława Wyspiańskiego nach. In diesem Zusammenhang wurde die konkrete Kooperation mit den PartnerInnen vor Ort fortgesetzt: Deutsche und polnische Student*innen, in Begleitung ihrer DozentInnen, widmeten sich im Rahmen eines kleinen Recherche- und Ausstellungsprojekts der aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwundenen deutschen Direktoren des Schlesischen Theaters in dem Zeitraum vor 1945. Mit dem kollektiven Gedächtnis Oberschlesiens setzte sich dagegen im Rahmen des soziologischen Blocks eine weitere Partnerin von der Universität zu Schlesien, Frau Dr. Justyna Kijonka, auseinander.